Schweiz (Ende)


07.05.2018

 

Hopp, Grüezi, Salü Schwiiz

 

Eigentlich wollten wir unseren letzten Blogeintrag schon seit langem schreiben. Doch seit wir vor über drei Monaten wieder zurück in die Schweiz gekommen sind, haben wir einfach noch nicht den passenden Moment gefunden. Immerhin dürft Ihr euch jetzt auf einen sehr umfangreichen Beitrag freuen, inklusive Rückblick, Aktuelles und dem Blick in unsere Zukunft.

 

Nach meinen drei Monaten Sprachaufenthalt in Panama und Costa Rica haben wir am 12.04.2016 in San Jose unsere gemeinsame Reise um die Welt begonnen. In dem Moment als Samantha endlich aus der Flughafentür trat, überkam mich ein unbeschreibliches Glücksgefühl, endlich konnten wir unser Abenteuer beginnen. Wir hatten keine Ahnung was uns erwartet, geschweige denn wie lange wir überhaupt unterwegs sein werden. Am Schluss waren wir nach 21 Monaten und 5 Tagen wieder Zuhause in der Schweiz und überraschten unsere Familien und Freunde mit unserer Rückkehr, doch dazu später mehr.

 

Die ersten vier Wochen reisten wir mit dem Rucksack im öffentlichen Bus und schliesslich mit einem Segelschiff von Costa Rica, durch Panama bis nach Kolumbien. Gerne hätten wir uns noch etwas mehr Zeit genommen für Mittelamerika, doch in Cartagena wartete unser neues Zuhause für die nächsten 10 Monate auf uns, Monty. 

 

 

Der Montero Sport 4x4 aus dem Jahr 2001 mit eingebautem Bett, Campingausrüstung und ganz viel Extras kauften wir von Hermann und Karin, zwei Österreichern. Mit Monty begann der wohl abenteuerlichste Teil unserer Reise, 33919 km von Cartagena bis nach Patagonien und zurück nach Santiago de Chile. Abgesehen von einem zweiwöchigen Urlaub auf den Galapagos Inseln in Ecuador und einem dreiwöchigen Abstecher in die USA, um Weihnachten und Silvester mit Samanthas Familie zu feiern, war Monty stehts unser treues Gefährt. Wir fuhren durch Kolumbien, Ecuador, Peru, Bolivien, Brasilien, Argentinien und Chile. Wir erkundeten Gebiete zwischen Meereshöhe und 4316 m.ü.M.: Den Amazonas, mehrere Wüsten, die Pampa, Kaffee- und Bananen-Plantagen und die chilenischen Fjorde (mit der Autofähre). Wir sahen aktive Vulkane, riesige Gletscher oder den grössten Salzsee der Welt.

 

 

Geschlafen haben wir dabei meistens in Monty auf einem Campingplatz, neben einem Hostel oder irgendwo in der freien Natur. In den grossen Städten wie Lima oder Buenos Aires liessen wir Monty aber auf einem sicheren Parkplatz und nahmen uns ein Zimmer. Die Freiheit überall hin zu fahren, selbstständig zu sein und dadurch auf kein ÖV angewiesen zu sein, machte unsere Reise einfach grossartig. Auch wenn wir dafür lange Wartezeiten bei den chilenischen Behörden, Streit mit den Bolivianern über den Benzinpreis oder das Umfahren ganzer Regionen in Argentinien wegen den korrupten Polizisten in Kauf nehmen mussten.

 

Letztlich fiel es uns sehr schwer Monty zu verkaufen und dieses Kapitel unserer Reise zu beenden um weiter zu ziehen. Doch im März 2017 war es soweit, Monty wurde verkauft, wir packten wieder unsere Rucksäcke und flogen weiter nach Brasilien. Nochmals Brasilien aber diesmal die grossen Städte Rio de Janeiro und São Paulo. Nach nur etwas mehr als zwei Wochen ging es wieder mit dem Flugzeug weiter oder besser gesagt zurück nach Cartagena. Dort wo wir unsere Reise durch Südamerika vor etwas mehr als 11 Monaten gestartet hatten. Wir verliessen diesen wunderschönen Kontinent wie wir Ihn zum ersten Mal betreten hatten, übers Wasser.

 

In Cartagena bestiegen wir die Bernhard-S, ein knapp 260 m langes Frachtschiff. Unser Ziel war Sydney in Australien. Dabei durchfuhren wir den Panamakanal und überquerten in 16 Tagen ohne Halt den Pazifik. Den grössten Ozean der Welt mit dem Schiff zu überqueren war ein wahnsinniges Erlebnis. Die totale Abgeschiedenheit, umgeben von dunkelblauen, fast schon kristallklarem Wasser am A… der Welt. Wir genossen jede Sekunde und würden es sofort wieder machen.

 

 

In Australien angekommen, begann unsere grosse Suche für unser nächstes Ziel, Segeln im Südpazifik. Etwa zwei Woche durchforsteten wir alle Segel-Plattforen bis wir das passende Schiff fanden. Mit dem Flugzeug flogen wir nach Fidschi um dort die wunderschönen und teilweise einsamen Inseln zu erkunden. Für einen kleinen Beitrag durften wir uns auf dem Segelschiff von Jose und Gina und später von Rüdi einquartieren. Wir liessen uns vom Wind treiben, schnorchelten in wunderschönen Riffen, versuchten uns an den besten Wellen der Welt, angelten unser frisches Abendessen oder liessen einfach die Seele baumeln.

 

 

Doch auch dieses schöne Kapitel mussten wir nach knapp zwei Monaten beenden. Darum ging es mit dem Flugzeug wieder zurück nach Australien, wo wir nochmals zwei Wochen die Ostküste erkundeten bevor es ab nach Asien ging. In Bali bekamen wir erstmals Besuch von Zuhause. Zusammen mit Samanthas Familie genossen wir ein paar ruhige Tage.

 

Wegen dem damals offenbar kurz vor dem Ausbruch stehen Vulkan Agung, zogen wir etwas früher als geplant weiter in die Philippinen. Der asiatische Inselstaat ist ein Paradies für Taucher und so machten wir über 15 Tauchgänge neben verschiedensten Inseln. Nach über vier Monaten, in denen wir fast nur Sonne und Strand hatten, zog es uns anschliessend für etwa drei Wochen mal wieder in eine etwas kühlere Gegend. Wir reisten nach China. Zuerst besuchte uns Samanthas Freundin Denise in Hong Kong bevor wir mit dem Zug den Süden Chinas bereisten. 

 

Nach China ging es für den Schluss unserer Reise nochmals in die Wärme nach Thailand. Dort genossen wir drei Wochen das gute Essen, das super Wetter und die netten Leute. Für Weihnachten machten wir noch einen kurzen Abstecher nach Malaysia bevor wir für Silvester wieder zurück nach Thailand reisten. Mit unseren Rheintaler Freunden Raffaela und Simon verbrachten wir dann ein paar super Tage rund um Phuket.

 

Anschliessend hatten wir nur noch eine Woche Zeit, bevor es soweit war und unser Flug zurück in die Schweiz ging. Wir liessen nochmals die vergangenen 21 Monate Revue passieren, genossen das einfache und unbekümmerte Leben und bereiteten uns langsam auf unsere Rückkehr vor.

 

Am 17.01.18 war es dann so weit, um ca.13.00 Uhr landeten wir während eines heftigen Schneesturms in Zürich. Beide mit Tränen in den Augen, lagen wir uns in den Armen und konnten es gar nicht richtig fassen, dass wir soeben unsere Reise um die Welt beendet hatten. In Zürich erwartete uns meine Schwester Andrea und Samanthas Mutter Regula am Flughafen. Sie waren die einzigen die von unserer Heimkehr wussten. Am Abend überraschten wir beide unsere Familien. Die Überraschung gelang uns ganz gut und die Freude über das Wiedersehen war riesig. Ein Tag nach unseren Familien informierten wir auch unsere Freunde über unsere Rückkehr und auch hier freuten wir uns unglaublich über jedes bekannte Gesicht. 

 

 

Von nun an wurden wir bombardiert mit Fragen wie: »Habt Ihr schon einen Job? Habt Ihr schon eine Wohnung? Oder habt Ihr euch schon wieder eingelebt?».

 

Das mit der Wohnung konnten wir zum Glück von den Philippinen aus bereits lösen. Während wir unterwegs waren wurde der Block in dem Samantha wohnte komplett abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Wir hatten zum Glück schon vor unserer Abreise Interesse an einer neuen Wohnung geäussert und so wurden wir durch die Verwaltung kontaktiert. Es war bald klar, dass wir ab dem 2.Mai wieder an die alte Adresse von Samantha ziehen dürfen. In der Zwischenzeit fanden wir eine nette kleine Wohnung zur Untermiete.

 

Das mit dem Job ging bei Samantha natürlich relativ schnell. Bereits anfangs April begann Sie ihre Arbeit in Spital. Bei mir ging es etwas länger, doch auch ich werde nächsten Montag meine neue Stelle antreten.

 

Vor kurzen sind wir in unserer neuen Wohnung in Winterthur gezogen. Wir müssen noch ganz viele Möbel besorgen, weil wir vor der Reise fast alles verkauft oder verschenkt haben. Sobald wir wieder richtig eingenistet haben, können wir wohl wieder von «Normalität» sprechen. Wir lassen uns also noch etwas Zeit mit dem wieder einleben. Doch bevor wir jetzt noch den Blick in die Zukunft werfen, nochmals kurz zurück zu unserer Reise um die Welt.

 

Wenn wir wirklich wollten könnten wir wahrscheinlich ein Buch schreiben mit all dem was wir in den 21 Monaten erlebt und gesehen haben. Dafür haben wir aber wirklich keine Zeit und darum gibt hier eine wild zusammen gestellte Liste zu unserer Reise mit einigen statistisch interessanten Punkten, einige Highlights, Tipps für zukünftige Reisende, Antwort auf Fragen, welche uns immer wieder gestellt werden und einfach sonst noch so ein paar Sachen:

 

  • Folgende einzigartige Tiere haben wir zu sehen bekommen: Mantarochen, Condor, Jaguar, Panda (nur im Zoo), Quetzal, Hammerhaie, Mola Mola, Gürteltier, Vikunja, Guanako, Alpaka, Lama, Krokodile, Meeresschildkröte, Tintenfisch, Seepferdchen, Iguanas (an Land und im Wasser), Riesenotter, Capibaras, bunte Macaws, … und noch viele mehr. Es ist wunderbar wieviel unbekannte Tiere man entdecken kann während so einer Reise.
  • Mit über 380 verschiede WLAN-Netzwerken haben wir uns verbunden. Wir waren trotzdem froh eine separate SIM Karte vom jeweiligen Land zu besitzen.
  • Unsere komplette Reiseroute beläuft sich auf 129’775 km mit Schiff, Auto, Flugzeug und dem Zug
  • Es wird überall in Südamerika Spanisch gesprochen, ausser in Brasilien. Dort spricht man Portugiesisch. Die Urbevölkerung spricht ausserdem Quechua, Aymara oder Guarani.
  • Portugiesisch klingt manchmal ähnlich wie Spanisch aber wir verstanden trotzdem nicht sehr viel in Brasilien.
  • Meerschweinchen schmeckt nicht besonders gut. Es hat viel zu viele kleine Knochen.
  • Denke niemals als Schweizer sei man nicht gefährdet Höhenkrank zu werden
  • Wenn die kolumbianische Nationalmannschaft ein Tor schiesst, schreit der Kommentator ohne Luft zu holen im Minimum 1 Minute… Goaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaal in sein Mikrofon
  • 19 Leute arbeiteten auf dem Frachtschiff.
  • Die Reise mit dem Frachtschiff ist viel teurer als eine Flugreise, dafür ist es ein einzigartiges Erlebnis.
  • Wenn ihr von Kolumbien nach Australien mit dem Frachtschiff fährt, macht euch auf einen etwas weniger herzlichen Empfang des australischen Zolls gefasst.
  • Sam ist nicht schwanger und wir sind auch nicht verheiratet.
  • Wir haben unterwegs nie gearbeitet, das lohnt sich finanziell als Schweizer einfach nicht. Lieber Zuhause noch etwas länger sparen. Jobs findet man aber trotzdem überall in Hostels oder zum Teil für interessante Projekte auf www.workaway.com
  • China ist ein sehr interessantes Land mit spannenden Leuten und für uns definitiv ein Geheimtipp. Und für alle Vegetarier, sie machen das beste Tofu.
  • Unsere nützlichste App beim Reisen mit Monty war der iOverlander. Ohne die App hätten wir öfters an der Tankstelle geschlafen, wären mehreren korrupten Polizisten auf den Leim gegangen oder hätten hunderte von Kilometern Umwege fahren müssen wegen gesperrten Strassen.
  • In vielen Hostels findet man Bücher über die lokale Flora und Fauna. Schauts euch an, es macht jeden Spaziergang interessant.
  • Die Vogelwelt in Südamerika ist atemberaubend. Nehmt einen Feldstecher mit.
  • Galapagos ist einfach nur schön.
  • Soundtrack für Südamerika: «Bomba Estereo» «Manu Chao» «Bossa Nova (Musikrichtung)» «Buena Vista Social Club» «Queen» »Jose Gonzales»
  • Thailand hat noch Orte, die nicht von Touristen überrannt sind, man muss sie nur gut suchen.
  • Wenn man sich an die Regeln des Reisens hält, wird man nicht überfallen. Uns ist in den 21 Monaten nie etwas passiert.

Nach dieser langen Reise, in der wir so viele neue Orte entdecken durften, war die Freude über die Heimat letztlich doch gross. Das Rückreisedatum wählten wir bewusst im Schweizer Winter. Wir hatten die verschneiten Alpen und das Snowboarden vermisst. So nutzten wir unsere freie Zeit und schnallten uns so oft wie möglich die Bretter unter die Füsse. Weil wir uns während der Reise meist in der Nähe des Äquators aufhielten, freuten wir uns auch wieder auf die Jahreszeiten. Im Frühling verbrachten wir ebenfalls viel Zeit an der frischen Luft. Nach so viel unglaublich atemberaubenden besuchten Orten während unserer Reise, können wir jedoch folgendes Sprichwort bestätigen. «Am schönsten ist es immer noch Zuhause» In unserer letzten Galerie findet Ihr deshalb ein paar Fotos aus unserer Heimat.

 

Das mit dem Reisen haben wir für den Moment mal auf Eis gelegt und sind gespannt wie die nächsten Monate in der Schweiz werden. Doch wie man so schön sagt, nach der Reise ist vor der Reise und natürlich haben wir schon wieder ein paar Ideen. Doch keine Angst, eine so lange Reise haben wir aktuell nicht nochmals im Sinn. Wir spielen zum Beispiel mit dem Gedanken uns einen Camper (Wie Monty, einfach etwas geräumiger) zu kaufen und unsere Ferien in den nächsten Jahren dafür zu nutzten die noch so vielen unbekannten Orte in Europa zu erkunden.

 

Wir sind nun am Ende dieses Blogeintrags, am Ende unserer Reise angelangt. Wir hatten das Abenteuer unseres Lebens und sind unendlich glücklich, dass wir den Mut hatten diese Reise zu machen. Wir hoffen wir konnten unsere Reise mittels unserer Homepage und den «regelmässigen» Blogeinträgen mit euch teilen. Die Homepage www.aroundourworld.jimdo.com wird zwar online bleiben, doch ab jetzt wird es keine News mehr geben.

 

Wir schliessen also mit der Vergangenheit ab, entsorgen fachgerecht die nicht mehr benötigten Überbleibsel, behalten die Erinnerungen in unsern Herzen und machen uns bereit für neue Abenteuer. 

 

Tschüss miteinander, viele Grüsse

 

Fabio und Samantha