Pazifiküberquerung


30.05.2017

 

Ahoi, Matrosen!

 

Die letzten 22 Tage war unser Zuhause die Bernhard-S, ein Containerschiff mit dem wir von Südamerika 8235 nm (15251 km) nach Australien gereist sind. Wer denkt das sei eine langweilige Sache gewesen, der täuscht sich: Obwohl mit den Schiff unterwegs, verging für uns die Zeit wie im Flug und Langeweile kam selten auf.

 

Angefangen hat diese Reise in Cartagena de Indias. Dort trafen wir vor unserer Abreise Mauro, einen Techkollegen von mir, und seine Freundin Martina, die zufällig auch gerade in Cartagena waren. Für mich war es das erste vertraute Gesicht in über 14 Monaten. Wir genossen es bei karibischem Ambiente mit Jemandem über die Heimat zu quatschen. Nach drei gemütlichen Tagen in Cartagena waren wir dann am 3. Mai bereit für unseren Transport zum Schiff. Leider konnte das Schiff nicht wie geplant einlaufen, wodurch wir kurzfristig nochmals eine Nacht in Cartagena anhängen mussten.

 

Am 4. Mai klappte schlussendlich alles wie geplant und gleich nach unserem ersten Mittagessen an Bord legten wir ab. Am nächsten Morgen stand bereits das grosse Highlight der Reise an, die Fahrt durch den Panamakanal. Ohne grosse Wartezeit konnten wir gleich in die erste der drei Schleusen auf der Atlantik-Seite fahren. Die Schleusen haben eine Breite von 33.5 m , unser Schiff war 32.5 m breit und 261.1 m lang. Die Piloten vom Kanal, ob in Flipflops oder in schwarzer Sicherheitskleidung, machten ihren Job professionell und mit höchst beeindruckender Präzision, sodass wir 14 h später ohne einen Kratzer heil im Pazifik ankamen. Bevor es über den weiten Ozean ging, machten wir noch Halt in Balboa, dem Hafen von Panama City.

 

Am 6. Mai spät in der Nacht verliessen wir Amerika endgültig in Richtung Neuseeland. Geladen hatten wir insgesamt 26'078 Tonnen verteilt auf 1830 Container(*). Wir sind mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit vom 18.5 Knoten (34.2 km/h) gefahren und haben pro Tag 77 Tonnen Treibstoff mit unserem 8 Zylinder Zweitaktmotor von MAN verbrannt. Mit dabei waren 19 Crewmitglieder und drei Passagiere: Wir zwei und Mac aus den USA. Wir haben insgesamt sieben Zeitzonen durchquert, darunter auch die internationale Datumsgrenze, weswegen wir in einem Wimpernschlag einen ganzen Tag übersprungen haben. Angesichts einiger längerer Diskussionen vor unserer Reise zu diesem Thema (speziell mit Ueli), möchte ich an dieser Stelle betonen, dass der 20. Mai 2017 für uns nie existiert hat. Wir hatten eine sehr sympathische Crew, die unsere vielen Fragen gerne beantwortete und unseren Aufenthalt sehr angenehm machte. Wir waren zudem gern gesehene Gäste bei den wilden Karaoke-Parties der grösstenteils philippinischen Crew. Neben nur zwei stürmischen Tagen hatten wir meist ruhige See.

 

Am 23. Mai, bei einem der schönsten Sonnenaufgängen unserer Reise, liefen wir schliesslich in der Bucht von Auckland ein. In Auckland liegt der Hafen nahe bei der Stadt, wodurch wir problemlos den ganzen Tag mit Sightseeing verbringen konnten. Während wir unterwegs waren, war die Crew beschäftigt mit Beladungsarbeiten. Darunter auch zwei weitere Passagiere und 6 Pferde. Nach weiteren 3 Tagen auf hoher See sind wir am 26. Mai in Sydney angekommen. In dieser Zeit sind wiedermal viele tolle Fotos und auch ein Video entstanden, die ihr in unserer Galerie, respektive unserer Videothek findet.

 

Im Moment sind wir damit beschäftigt Sydney zu erkunden und den nächsten Teil unserer Reise zu planen. Wir sind immer noch auf der Suche nach einem Segelschiff mit dem wir die Südseeinseln erkunden wollen. Wir können euch also noch nicht sagen von wo ihr das nächste Mal von uns hören werdet. Bis dahin wünschen wir allen einen guten Start in den Sommer.

 

 

 

 

(*) Für Alle, die sich etwas genauer für die Frachtschiffe interessieren: Wir hatten 967 TEU und 863 FEU Container von insgesamt 4013 möglichen TEU Containerplätzen geladen. 2 TEU sind gleich 1 FEU Container. Die grössten Containerschiffe haben übrigens Platz für bis zu 16'000 TEU bzw. 8'000 FEU Container.